Das Viertel/Euer Block steht Kopf, die Nachbarn toben, sobald Du von der Arbeit zurück bist, Dein Hund hat stundenlang gewinselt, gebellt, gefiept…Dir wird mit Kündigung der Wohnung oder Anzeige wegen Ruhestörung gedroht. Nach Betreten Eures Zuhauses musst Du darüber hinaus feststellen, dass die Einrichtung und/oder Gegenstände zerstört, Türen zerkratzt, Fußleisten/Schuhe angekaut und zu guter Letzt noch eine Nachricht in Form einer Pfütze und/oder eines Haufens hinterlassen wurde.
Dieses Verhalten zeigen alleingelassene, traurige und von Stress bzw. Angst geplagte Hunde. D. h. nicht nur für Dich, sondern vielmehr für Deinen Vierbeiner ist dies ein Desaster und nach Möglichkeit sollte es gar nicht erst so weit kommen bzw. dringend daran gearbeitet werden.
Symptome, die meist auf Trennungsstress hindeuten:
- Lautäußerungen jeglicher Art
- Zerstörung (meist Dinge, die sehr nach ihrer Lieblingsperson riechen) bzw. Zerkratzen
- unruhiges Verhalten
- Absetzen von Urin/Kot
- Lethargie (stilles Leiden, vermeintliches Schlafen)
- Hyperventilation
- Speicheln
- Erbrechen und/oder Durchfall
- intensive Körperpflege, sogar Selbstverletzung (meist Knabbern an Pfoten) möglich
- übermäßiges Freuen nach Deiner Rückkehr: Der Vierbeiner bleibt sehr lange Zeit aufgeregt/aufgedreht, beruhigt sich nur sehr schwer.
- …
Aber warum sind die Reaktionen beim einen Hund mehr, beim anderen weniger ausgeprägt?
Unsere Hunden gelten als hochsoziale Wesen, wie ihre Vorfahren, die Wölfe, sind sie eigentlich auf das Leben in der Gruppe ausgerichtet. Vorteile: Sicherheit und Schutz. Durch das glückliche Zusammenleben wird die Bindung zwischen den einzelnen Mitgliedern gefördert. Bricht diese Bindung ab, entsteht Stress. Daher ist die Lautäußerung zunächst ein normales Verhalten eines Hundes, durch Bellen/Fiepen möchte er, dass sein Partner wieder zu ihm zurück kommt.
Wir als Menschen sind ebenso Bindungspartner für unsere Hunde, daher ist es nur verständlich, dass diese bei unserer Abwesenheit evtl. aufgewühlt reagieren. Nun sind wir außer Haus, hören die „Hilferufe“ unseres Lieblings nicht und schon reagiert dieser u. U. mit erheblichen Stressreaktionen, wie oben bereits erwähnt. In welchem Ausmaß dies der Fellfreund zeigt, ist von Hund zu Hund unterschiedlich, abhängig von Rasse/Charakter/Erfahrungen/Bindung/Vertrauen/Trainingsstand uvm.
Leider hört man immer wieder, dass der Hund einen kontrollieren, mit diesem Verhalten zeigen möchte, wer der Chef im Haus ist, aus Protest seinen Menschen bestraft oder gar eine übertriebene Bindung vorliegt…
All diese Aussagen sind weder richtig, hilfreich noch förderlich. Der Vierbeiner wird als Monster hingestellt, die Menschen unter Druck gesetzt, denn bei den anderen klappt es ja schließlich auch – Wir als Trainer hören dann Sätze, wie: „Da muss er dann eben durch!“ – NEIN, muss er nicht!
Trennungsstress sollte ernst genommen werden, dieser verschwindet NICHT einfach durch Ignorieren, Rangreduktionsprogramm, Kastration, Anschaffung eines Zweithundes oder gar Entzug von Sonderrechten (psychische Gewalt) bzw. körperliche Gewalt uvm. Dadurch wird dieser verständlicherweise eher verschlimmert.
Wir sollten verstehen, dass unser Hund leidet und dringend Hilfe benötigt, er dies nicht macht, um uns zu ärgern oder gar aus Böswilligkeit.
Was kannst Du gegen Trennungsstress tun?
Zieht ein Welpe ein, so sollte das Alleinsein kleinstschrittig, geduldig, liebevoll und konsequent aufgebaut werden, damit Trennungsstress gar nicht erst entsteht.
„Vorsicht ist besser als Nachsicht!“
Ebenso bei einem Hund aus zweiter Hand. Bedacht werden sollte außerdem, dass Welpen/Junghunde ihre Blase noch nicht kontrollieren können und öfter nach draußen müssen, auch hin und wieder Angstphasen durchleben, die sie empfindlicher auf Geräusche/Reize reagieren lassen.
HINWEIS: Training ist KEINE Garantie, dass der Hund stundenlang alleine bleiben kann.
Es gibt Hunde, die das nie können bzw. auch nicht möchten.
Bei der Anschaffung eines Hundes sollte daher dieser Fall bereits bedacht werden und ein Plan B vorhanden sein (Betreuung durch ein anderes Familienmitglied, Freunde, Bekannte…). Des weiteren sollte ein Hund nicht mehr als höchstens 4-5 Std. allein sein, egal ob er es gut meistert oder nicht. Er muss sich schließlich lösen können, des weiteren ist er wie oben bereits erwähnt, ein hochsoziales Geschöpf, welches unsere Anwesenheit verdient hat!
Sollte der Vierbeiner gut allein bleiben können, sollten folgende Dinge bedacht werden (Aufzählung nicht vollständig):
- bodennahe Steckdosen mit Kindersicherung versehen
- Chemikalien, Reinigungsmittel, Medikamente sicher aufbewahren
- giftige Zimmerpflanzen entfernen
- Kabelschutz anbringen bzw. Kabel verlegen, damit sie nicht mehr erreichbar sind
- Kleinteile sowie verschluckbare, zerbrechliche Gegenstände verräumen
- Verzicht auf teure Teppiche, Tischdecken etc.
- Mülleimer sicher verschließen
- Essen nicht unbeaufsichtigt und erreichbar stehen lassen
- …
Ist es Dir wichtig, dass Dein Wegbegleiter künftig stressfrei allein bleiben kann, dann kontaktiere mich gerne! Wir werden einen individuellen und vor allem entspannten Weg für Euch beide finden.
Herzliche Grüße und einen schönen Mittwochabend!
Franzi